Der Begriff „Agiles Projektmanagement“ ist der Hinweis, dass es in einer Firma den Wunsch nach bewährten und etablierten Abläufen gibt, man aber gleichzeitig die Vorteile beider Methoden haben möchte. In der Abwicklung von Projekten werden daher bewährte traditionelle Projektmanagement Methoden mit agilen Methoden vermischt, um diese Vorteile zu bekommen.


In klassischen Ablauf-orientierten Organisationen haben sich verschiedene Prozesse etabliert und über Jahre hinweg gut bewährt. Im Kontext der Projektabwicklung sind das beispielsweise das Fixieren von Projektinhalt und Projektkosten für die Dauer eines Projektes gepaart mit langfristiger und detaillierter Planung, das Einhalten von Projektmanagement-Prozessen nach einer bestimmten Methode und das Nominieren eines Projektverantwortlichen für alle Themen rund um das Projekt.

Hingegen kann man eine agile Produktentwicklung nur teilweise als Projekt beschreiben, denn es geht dabei nicht um einen definierten Anfang und Ende oder um die Fixierung von Inhalten und Kosten, sondern um die Wertmaximierung einer Initiative für den Kunden. Aus Sicht der Abwicklung wird versucht, Dinge über viele sehr kurze Zyklen umzusetzen und ständiges Feedback des Auftraggebers einzuholen.

Diese Gegenüberstellung soll die wesentlichen Unterschiede aufzeigen:

Würde man ein agiles Team mit klassischen Projektmanagement Methoden führen wollen, führt das sofort zu starken Interessenkonflikten. Und genauso ist es umgekehrt.

Es braucht also zumindest ein Konzept, um diese unterschiedlichen Vorgangsmethoden zu verbinden. Dazu gibt es seit wenigen Jahren intensiven Austausch unter Interessierten, die das Thema als „hybride Projekte“ oder „agiles Projektmanagement“ bezeichnen.

Manche haben Lösungswege, die in ihren Organisationen gut funktionieren, als Methoden oder Frameworks veröffentlicht. Jedoch gilt dabei Vorsicht, ein Konzept, das zwei sehr unterschiedliche Zugänge verbindet, als Framework zu bezeichnen, denn der Begriff impliziert, dass es sich um eine konsistente Lösung eines Problems handelt.

Das kann nur dann konsistent sein, wenn Kompromisse zwischen den oben aufgezählten Unterschieden macht werden, und diese möglichst sinnvoll abstimmt.

Eine hybride Methode ist an sich keine sehr runde Sache. Sie kann Vorteile aus zwei unterschiedlichen Welten nutzbar machen, weist jedoch gleichzeitig auch immer einige Nachteile auf. Das hängt davon ab, wie der Fokus auf die Verbindung dieser beiden Methoden gesetzt wird. Die konkrete Ausprägung des hybriden Zusammenspiels also.

Stellen Sie sich vor, Sie möchten aus einem Sportwagen und einen Geländewagen ein hybrides Auto bauen. Die Vermischung dieser beiden wird auf jedem Fall Einbußen in der Sportlichkeit bringen und auch in der Geländetauglichkeit.

Es kann aber auch gewünschte neue Kombinationen erzeugen, die sehr hilfreich sind. Manche mögen beispielsweise die hohe Sitzposition des Geländewagens und die harte Federung des Sportwagens. Mit der harten Federung wäre das hybride Auto gut geeignet, um damit viel auf der Straße zu fahren. Jedoch wäre das gleiche Fahrzeug unbequem im Gelände. Der Vorteil des hohen Sitzens wäre jedoch in beiden Anwendungsfällen da.

Für andere wären vielleicht das Aussehen des Fahrzeuges und der Treibstoffstoffverbrauch ein wesentliches Kriterium, neben dem Wunsch einen sportlichen Geländewagen zu bekommen.

Das hybride Auto wird also für diese beiden Anwendungsfälle einen unterschiedlichen Mix aus den Vor- und Nachteilen beider Fahrzeuge haben. Welche Kombination, der Vor- und Nachteile für den Einsatzzweck besonders hilfreich sind, hängt von der Erwartungshaltung des Benutzers ab.

Und genauso ist das auch mit einem hybriden Projekt. Man bekommt genau die Vor- und Nachteile, die sich aus einer bestimmten Form der Vermischung ergeben. Es sollte also eine bewusste „Konstruktion“ für den jeweiligen Projekteinsatz oder für eine bestimmten Organisationsteil geben. Um das tun zu können, braucht es einen klaren Blick auf die Eigenschaften beider Methoden, ein gemeinsames und transparentes abwiegen von Vor- und Nachteilen mit den Stakeholdern und ein wenig Erfahrung.

Es gibt also auf jeden Fall so etwas wie einen hybriden Weg, indem man zwei Formen der Zusammenarbeit miteinander kombiniert. Eine gute Mischung entsteht wahrscheinlich nicht durch Kopieren von anderen, sondern durch ein bewusstes Design für den eigenen Anwendungsfall.

Bernhard Fink